Dossier: Zwangssterilisierung

Aus ras­sen­ideo­lo­gi­schen Grün­den kam es vor allem im natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Regime zu Zwangs­ste­ri­li­sie­run­gen sol­cher Men­schen, denen kei­nen Platz in der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Vor­stel­lung des deut­schen ”Volks­kör­pers” zuge­schrie­ben wurde (→ Dos­sier: Ras­sen­ideo­lo­gie). Auch in ande­ren Staa­ten, etwa der Schweiz oder in Groß­bri­tan­nien ist von Zwangs­ste­ri­li­sie­run­gen berich­tet worden. 

Zur Ste­ri­li­sa­tion gezwun­gene Per­so­nen kamen häu­fig aus der Unter­schicht und / oder hat­ten kör­per­li­che oder geis­tige Beein­träch­ti­gun­gen: Men­schen mit einer ange­bo­re­nen Blind­heit wur­den genauso ste­ri­li­siert, wie z.B. Schizophreniepatient:innen. 

Doch auch Klein­kri­mi­nelle, Alko­hol­kranke, Pro­sti­tu­ierte sowie andere, aus diver­sen Grün­den als “arbeits­scheu” und “aso­zial” kate­go­ri­sierte Men­schen waren betroffen. 

Das Vor­ge­hen des natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Regimes war per­fide: Betrof­fene Per­so­nen wur­den ent­we­der per Post zum Ein­griff vor­ge­la­den (und mit emp­find­li­chen Haft- und Geld­stra­fen bedroht, soll­ten sie nicht erschei­nen) oder befan­den sich bereits in der “Obhut” von Psych­ia­trien oder ähn­li­chen Ein­rich­tun­gen, wo Beamte leich­ten Zugriff auf sie hatten. 

In der sach­li­chen Grau­sam­keit kor­rek­ter Amts­spra­che wur­den im Vor­feld medi­zi­ni­sche Atteste von aus­ge­bil­de­ten Ärzt:innen ver­fasst, Poli­zei­be­richte abge­hef­tet, ”Kran­ken­ge­schich­ten” doku­men­tiert und Kor­re­spon­den­zen über das wei­tere Vor­ge­hen und die Begrün­dun­gen für eine Ste­ri­li­sa­tion aus­ge­tauscht. Den spöt­ti­schen oder ver­ach­ten­den Unter­ton konn­ten sich dabei viele Beamte und Ärzt:innen selbst in ihren Sach­be­rich­ten nicht ver­knei­fen. Das lebens­lange Trauma, das ein solch gewalt­vol­ler, auf­ge­zwun­ge­ner Ein­griff aus­löste, war ihren Pei­ni­gern dabei voll­kom­men gleichgültig. 

Erst im Okto­ber 2009 wurde im Rah­men des “Auf­he­bungs- und Reha­bi­li­ta­ti­ons­ge­setz” neben Deser­teu­ren auch Men­schen, die von Zwangs­ste­ri­li­sie­run­gen betrof­fen waren, expli­zit als Opfer des Natio­nal­so­zia­lis­mus anerkannt. 

Nationalsozialismus

Die Ver­fol­gung der Jeni­schen in Tirol

Horst Schrei­ber führt den Leser durch die Ver­fol­gungs­ge­schichte jeni­scher Men­schen im tiro­ler Raum. Dabei erwähnt er auch die Zwangs­ste­ri­li­sie­run­gen von Men­schen, die von den Nazis mit “ange­bo­re­nem Schwach­sinn” bzw. mit “mora­li­schem Schwach­sinn” dia­gnos­ti­ziert wur­den. So legi­ti­mier­ten sie die Unfrucht­bar­ma­chung im

Mehr Informationen
error: