Jeni­sches Archiv

Ort des For­schens und Erinnerns

Als zen­tra­ler Ort des For­schens und Erin­nerns will das »Jeni­sche Archiv« einen Bei­trag zur Bewah­rung und Sicht­bar­ma­chung des kul­tu­rel­len Gedächt­nis­ses der Tiro­ler Fah­ren­den leis­ten und adäquate Grund­la­gen für künf­tige öffent­li­che und wis­sen­schaft­li­che Aus­ein­an­der­set­zun­gen schaffen.

Der Blick auf die Jeni­schen ist geprägt durch offi­zi­el­les Schrift­gut, das von Auto­ri­tä­ten ange­fer­tigt wurde, um dem ver­meint­li­chen »Pro­blem« jeni­scher Lebens­wei­sen zu begeg­nen. Feh­lende Text­do­ku­mente aus jeni­scher Sicht, auch bedingt durch das Vor­herr­schen einer münd­li­chen Über­lie­fe­rungs­kul­tur, sor­gen für eine inhalt­li­che Ver­zer­rung des kul­tu­rel­len gesell­schaft­li­chen Spei­chers. Das »Jeni­sche Archiv« begeg­net die­ser Pro­blem­stel­lung auf zwei Wei­sen: Einer­seits soll das bestehende Wis­sen »über« Jeni­sche kri­tisch gesich­tet und rekon­tex­tua­li­siert wer­den. Wesent­lich ist hier die Sicht­bar­ma­chung des inter­es­sen­ge­lei­te­ten und vor­ur­teils­be­la­de­nen Blicks der Mehr­heits­ge­sell­schaft und ihrer Insti­tu­tio­nen, mit der das her­vor­ge­brachte Archiv­ma­te­rial kon­tras­tiert wird.

Ande­rer­seits soll die­sem Wis­sen »über« ein Wis­sen »von« Jeni­schen hinzu gestellt wer­den. Aus­ge­hend von der Fest­stel­lung, dass Wis­sen nie­mals eine neu­trale Reprä­sen­ta­tion der Rea­li­tät dar­stellt son­dern durch Inter­es­sen und Macht­ver­hält­nisse geformt ist, möchte das »Jeni­sche Archiv« Lebens­ge­schichte und -erzäh­lun­gen der Jeni­schen in den Sta­tus legi­ti­men Wis­sens hieven.

Der pro­jekt­lei­tende Archiv­be­griff folgt dabei kei­nem archiv­fach­li­chen Rigo­ris­mus, viel­mehr dient er uns meta­pho­risch dazu, die Schnitt­menge der archi­va­ri­schen, doku­men­ta­ri­schen und wis­sen­schaft­li­chen Kon­tu­ren des Vor­ha­bens ter­mi­no­lo­gisch zusammenzuführen.

Das Archiv ver­steht sich dabei aus­drück­lich als offe­ner Ort der par­ti­zi­pa­ti­ven Wis­sens­ge­stal­tung. Über die eta­blier­ten Netz­werke der Initia­tive Min­der­hei­ten Tirol wer­den Jeni­sche, Wissenschafter:innen, Journalist:innen oder bestehende Insti­tu­tio­nen aktiv dazu ein­ge­la­den, sich mate­ri­ell oder imma­te­ri­ell am Auf­bau des Archivs zu betei­li­gen und das viele – jedoch ver­streute – Wis­sen von und zu den Jeni­schen die­ser Insti­tu­tion zur Ver­fü­gung zu stellen.

Die Idee, eigene Inhalte zu pro­du­zie­ren und das Wis­sen der Jeni­schen sicht­bar zu machen, wird in die­sem Pro­jekt durch die geschichts­wis­sen­schaft­li­che Methode der Oral-History rea­li­siert. Die Nar­ra­tio­nen zu den zen­tra­len The­men­be­rei­chen, die sich aus den sub­jek­ti­ven Ein­sich­ten und Deu­tun­gen der befrag­ten Per­so­nen erge­ben, sol­len das »offi­zi­elle« Schrift­gut ergän­zen und ein Gegen­ge­wicht dazu darstellen.

Ziel ist, das Archiv als leicht zugäng­li­chen Ort eines jeni­schen kul­tu­rel­len Gedächt­nis­ses zu eta­blie­ren und somit nach­hal­tig Jeni­schen selbst bzw. der inter­es­sier­ten Öffent­lich­keit zur Ver­fü­gung zu stellen.

Über­blick

Kate­go­rien
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